Fünf Bücher

Einmal was ganz Persönliches:

Anlässlich der Wiedereröffnung bat die Parlamentsbibliothek die Klubobleute, ihr fünf Bücher zu nennen, die sie besonders geprägt haben.

Nikolaus Ganahl auf Twitter: "In der Bibliothek des wiedereröffneten Parlaments verraten uns die Klubobleute der Parlamentsfraktionen die jeweils 5 für sie prägendsten Büchern und was soll ich sagen:"
Die fünf prägendsten Bücher von August Wöginger

Ich nehme das zum Anlass, mir dieselbe Frage zu stellen, und ich muss zugeben, mir fiel die Auswahl nicht ganz leicht.

1. Peter Wehle: Sprechen Sie ausländisch?

Peter Wehle war überhaupt einer der prägenden Charaktere meiner Kindheit und Jugend. Der Guglhupf, die sonntägliche Kabarettsendung auf Ö1, weckte mein Interesse an Politik. Gleichzeitig war der Doppeldoktor aber auch studierter Germanist, und als solcher hat er einige heimatkundliche Bücher publiziert, die mich für die Sprachwissenschaft begeisterten.

2. Richard Dawkins, The Blind Watchmaker

Wie manche von euch wissen, bin ich sehr katholisch-konservativ aufgewachsen, und das war nicht immer einfach. In meinen 20ern wusste ich wirklich nicht, wohin mich mein Leben führen sollte. Bei Douglas Adams hatte ich gelesen, wie sehr ihn Dawkins’ Buch über Evolution geprägt hatte, also habe ich hineingelesen. So begann ich zu verstehen, wie Evolution in ihren Grundzügen funktioniert – in der Schule hatte ich eher ein Zerrbild vermitteln bekommen –, und nebenbei lernte ich, warum die Annahme eines Gottes zur Erklärung der Welt weder notwendig noch hilfreich ist.

3. Tom DeMarco und Timothy Lister: Peopleware

Schon bald nach meinem Einstieg in die Softwareentwicklung Ende der 90er Jahre begann ich, mir über die soziale Seite der Branche Gedanken zu machen. DeMarco war damals in aller Munde, und was ich bei ihm las, überzeugte mich und ermutigte mich, meinen Schwerpunkt auf die Methodik und die Organisation zu legen, bald auch mit agilen Vorgehensmodellen. Vor ein paar Wochen habe ich mich damit jetzt selbständig gemacht und bin als Consultant buchbar.

4. Ernst Ulrich von Weizsäcker et al., Faktor Vier. Doppelter Wohlstand – halbierter Naturverbrauch

Ebenfalls in den 90ern stellte ich mir erstmals die Frage, wie das mit den über die Maßen strapazierten natürlichen Ressourcen unseres Planeten noch gut ausgehen sollte. Der Club of Rome veröffentlichte damals in rascher Abfolge zahlreiche Berichte zu so unterschiedlichen Themen wie Arbeitsorganisation oder Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnung abseits des BIP. Von Weizsäcker lernte ich, was aus damaliger Sicht die Optionen waren, und welchen Lebensstandard man für nachhaltig hielt. Schade, dass er und seine Mitstreiter*innen nicht gehört wurden. Jetz können wir tatsächlich nur mehr Schadensbegrenzung betreiben, die natürlich umso wichtiger ist.

5. James Surowiecki, The Wisdom of Crowds

Landläufig denkt man ja, große Menschenmengen seien dümmer als jedes einzelne ihrer Mitglieder, und unter bestimmten Umständen stimmt das auch. Unter anderen Umständen kann aber auch das Gegenteil der Fall sein: Je diverser eine Gruppe ist, und je unabhängiger ihre Mitglieder denken, desto größer ist die Chance, dass das Ergebnis *besser* ist, als es ihre Mitglieder einzeln zustande brächten. Der Schlüssel besteht darin, systematische Fehler – das Buzzword dafür lautet Groupthink – möglichst zu eliminieren. Surowiecki erklärt also, warum es zum Erfolg gesellschaftliche Vielfalt braucht. Das mag nicht auf den ersten Blick einleuchten, wurde aber rasch zu einer der Triebfeder meines politischen und beruflichen Handelns.

Ehrende Erwähnungen

Es fiel mir sehr schwer, mich auf fünf Bücher zu beschränken. Folgende vier hätte ich genauso gut nennen können:

Naomi Klein, No Logo, von dem ich gelernt habe, wie wichtig es in einer Marktwirtschaft ist, allzu große Akklamationen von Kapital, erst recht Oligopole oder gar Monopole zu bekämpfen.
Stephen R. Covey, The Seven Habits of Highly Effective People. Eigentlich bin ich kein großer Freund von Selbsthilfebüchern, aber dieses hat mir sehr geholfen, meine Denkweise zu hinterfragen und mir einige hilfreiche Gewohnheiten anzuerziehen.
Eric S Raymond, The Cathedral and the Bazar, das “Gründungsdokument” und Standardwerk zu freier und Open-Source-Software.
Barbara Tuchman, The March of Folly, eine nicht unumstrittene Abhandlung zu der Frage, warum einflussreiche Gruppen von Menschen manchmal konsequent wider besseres Wissen gegen ihre eigenen Interessen handeln.

Was sind Eure prägendsten Bücher? Hinterlasst mir gerne eine Liste in den Kommentaren.

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